6 Fragen an eine Dolmetscherin

von Clotilde Buhler | 1. April 2024
catégories : NL1-2024-DE

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Asma Ould Ahmed-Kenzaoui, Arabischdolmetscherin


Seit wann arbeiten Sie als Dolmetscherin?

Ich wurde im November 2021 von «Verständigung für alle» angestellt. Vorher war ich bei AJAM* als freiwillige Aufgabenhilfe für arabischsprachige Kinder tätig. Dort haben mich mehrere Personen ermutigt, mich bei «Verständigung für alle» zu bewerben.

Was haben Sie für eine Ausbildung?

Ich habe ein Lizentiat in französischer Literatur und ein Didaktik-Diplom. Nach meiner Anstellung wollte ich gleich die Dolmetschausbildung machen. Heute habe ich das Dolmetschzertifikat und das Attest des Moduls 4a für Asylverfahren. Zudem habe ich den Kurs der Staatsanwaltschaft besucht, um an den Gerichten arbeiten zu können.

Was hat sich bei Ihren Einsätzen seit der Ausbildung verändert?

Vor der Ausbildung wusste ich nicht, wie ich mich von dem, was ich hörte, abgrenzen sollte, und fühlte mich bei der Arbeit auch nicht sicher. Auf Arabisch kann der Ausdruck «alhamdulillah» zum Beispiel sowohl «es geht gut» als auch «es geht nicht gut» bedeuten. Am Anfang übersetzte ich ihn einfach mit «es geht». In der Ausbildung habe ich gelernt, dass ich die Antwort präzisieren darf, um eine «Brücke» zwischen der Frage der Fachperson und dem Gemütszustand der angesprochenen Person zu schlagen.

Ist die Nachfrage für Arabisch hoch?

Letzten Monat hatte ich 60 Einsatzstunden. Das war Rekord. Es gab viele Telefoneinsätze für das BAZ (Bundesasylzentrum). Ich bin zwar in Algerien aufgewachsen, aber ich beherrsche auch die Dialekte von Syrien, dem Irak, dem Libanon, Libyen, dem Sudan und Somalia.

Haben Sie einen anstrengenden Beruf?

Wir arbeiten mit verletzlichen Personen und übersetzen in der Ich-Form, während wir selbst oft eine Migrationsgeschichte haben. Das kann anstrengend sein. Aber es ist ein spannender Beruf, weil wir sehr viel lernen. Vor Kurzem habe ich bei einer Hypnosetherapeutin gedolmetscht. Es war für mich und die Therapeutin das erste Mal. Sie hat sich gefreut, dass die Therapie normal ablaufen konnte.

Was motiviert Sie?

Ich fühle mich nützlich und die Möglichkeit, sich weiterzubilden, ist sehr motivierend. Ausserdem sind das Recht, Aufträge abzulehnen, oder der Anspruch auf Entschädigung, wenn man krankgeschrieben wird, sehr angenehme Arbeitsbedingungen für eine Arbeit «auf Abruf».

*Association jurassienne d’accueil des migrants


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