6 Fragen an eine Dolmetscherin

von Clotilde Buhler | 1. April 2025
catégories : NL1-2025-DE

Nelli Gasparyan, Dolmetscherin für Armenisch, Griechisch, Englisch und Russisch

Seit wann arbeiten Sie als Dolmetscherin?

Ich wurde 2022 von «Verständigung für alle» angestellt und reichte mein Dossier ein, um im Verfahren für die Anerkennung von Bildungsleistungen das Dolmetschdiplom zu erhalten. Bei mir dauerte es deutlich länger als üblich, aber ich habe durchgehalten und bin froh darüber.

Wie sind Sie zum Dolmetschen gekommen?

Ich bin mehrmals migriert und das «Übersetzen» hat mich immer begleitet. In Griechenland habe ich zum Beispiel für die Polizei übersetzt. Die Erfahrung hat mich gelehrt, meine Rolle als Dolmetscherin zu definieren und Interessenkonflikte zu vermeiden. Schweigen zu lernen, war sicher die wertvollste Lektion.

Welche Fähigkeiten braucht es?

Neben dem Beherrschen der Sprache scheint mir zentral, dass man seine physischen und psychischen Grenzen kennt. Ein Einsatz ist eine sehr intensive Aufgabe. Man muss die Aussagen von zwei oder mehr Personen verstehen und sie gleichzeitig wiedergeben. Das erfordert grosse Konzentration. Ausserdem muss man in seiner Rolle bleiben können und darf nicht auf einmal, an der Stelle der Fachperson, die das Gespräch leitet, zur Ärztin oder zum Sozialbetreuer werden.

Wie stark ist die emotionale Belastung?

Ich habe eine sehr klare Vorstellung von meiner Rolle als Dolmetscherin. Das erlaubt mir, die richtige Distanz zu wahren und mich «emotional nicht zu belasten». Eine Dolmetscherin hat nicht die Macht, eine Situation zu ändern. Ihre Rolle besteht darin, die Aussagen der Menschen so exakt wie möglich zu übersetzen, ohne sich von den eigenen Emotionen beeinflussen zu lassen.

Was ist für Sie die Hauptschwierigkeit in Ihrem Beruf?

Die grösste Schwierigkeit ist die finanzielle Unsicherheit aufgrund der Reisekosten für manchmal seltene Einsätze. Der Lohn kann zwar attraktiv sein, er entspricht jedoch nicht immer der enormen Investition von Zeit und Energie, vor allem in Zeiten, in denen man nicht vollbeschäftigt ist. Würden die Aufträge, wie aktuell vorgesehen, zuerst an die zertifizierten Dolmetschenden vergeben, so könnte dieser anspruchsvolle Beruf mehr Stabilität und Anerkennung erhalten.

Was motiviert Sie?

Beim Dolmetschen kann man sich viel Wissen aneignen. Für jemanden, der nicht im diesem Land aufgewachsen ist, ist das ein grossartiges Mittel für die eigene Integration.


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